Ende Juni haben die Bürger*innen-Initiativen Kranold-Kiez und Körner-Kiez gemeinsam ihre Einwohner*innenanträge für eine Verkehrsberuhigung in ihren Gebieten bei der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln eingereicht.
Die Initiativen setzen sich dafür ein, durch verschiedene Maßnahmen den hohen Durchgangsverkehr in ihrem Kiez zu begrenzen und hierdurch die Straßen sicherer, gerechter, klimaneutraler und somit lebenswerter für alle Menschen zu gestalten.
Aktuell werden beide Kieze täglich als Ausweichroute zu den umliegenden Hauptverkehrsstraßen Hermann-, Karl-Marx- und Silbersteinstraße genutzt. Ein Knotenpunkt und gleichzeitiges Verbindungselement zwischen den beiden Kiezen ist die Hertabrücke, die unter der Woche täglich von 6000 – 8000 motorisierten Kraftfahrzeugen überquert wird.
Der Kranoldkiez ist ein Wohngebiet in Neukölln direkt südlich vom S-Bahn-Ring, das durch eine große Anzahl von Schulen und Kitas gekennzeichnet ist. Laut dem Berliner Umweltgerechtigkeitsatlas ist der Kiez eines der am stärksten belasteten Gebiete Berlins, insbesondere im nördlichen Teil. Die Bewohnerinnen und Bewohner leiden unter Lärmbelästigung, Luftverschmutzung und einem Mangel an Grünflächen. Darüber hinaus beeinträchtigt der starke Durchgangsverkehr die Sicherheit von Fußgänger*innen und Radfahrenden, da es an Radwegen und gut einsehbaren Kreuzungen mangelt. Eine Analyse des Tagesspiegels zum Verhältnis von Autobesitz und -verkehr in Berliner Kiezen zwischen 2015 und 2022 hat zudem deutlich aufgezeigt, dass nur jede*r Sechste im Kranoldkiez ein eigenes KfZ besitzt, jedoch wesentlich mehr Autos täglich durch den Kiez fahren. Dies führt regelmäßig zur Überlastung der Nebenstraßen im Wohngebiet einhergehend mit hohen Lärm- und CO2-Emissionen und weniger Raum für klimaneutrale Mobilitäsformen. Die Initiative Kranold-Kiezblock setzt sich daher für ein sicheres, klimagerechtes und faires Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden ein. Ihr Ziel ist es, die Sicherheit des Fuß- und Radverkehrs zu erhöhen und gleichzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um den hohen Durchgangsverkehr im Wohngebiet zu reduzieren. So entsteht mehr Platz für die Anwohnenden und die Möglichkeit, sich sicher fortzubewegen, egal ob mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß. Gleichzeitig wird die Aufenthaltsqualität im Kiez für alle aus der Nachbarschaft erheblich gesteigert.
Der Körnerkiez ist durch das Kiezzentrum am Körnerpark und den angrenzenden Schierker Platz bereits sehr belebt. An diesen Orten treffen sich die unterschiedlichsten Gruppen und Menschen, um Zeit im Freien zu verbringen. Die Straßen im Kiez werden zugleich stark als Ausweichstrecken und Verbindungsstraßen zwischen der Hermannstraße im Westen und der Karl-Marx-Straße im Osten genutzt. Im Norden des Kiezes ist die Thomasstraße eine dieser Verbindungsstraßen und dabei zugleich eine der wichtigsten Verbindungsstraßen für Radfahrer*innen zum Tempelhofer Feld. Direkt anliegend befindet sich eine der zwei Grundschulen im Kiez. Daneben gibt es zahlreiche Kitas und ein Gymnasium sowie verschiedene Lokale und kleine Läden im Kiez.
Durch Maßnahmen wie Modalfilter, die den Durchgangsverkehr begrenzen, eine generelle Tempo-20-Zone, einer Beruhigung der Schierker Straße sowie barrierefreie und gut gesicherte Übergänge möchten wir einen verkehrssicheren und ruhigen Kiez für alle Bewohner*innen schaffen. Parkraumbewirtschaftung soll zudem mehr Platz auf den Straßen schaffen und die Thomasstraße eine Fahrradstraße werden.
Beide Initiativen setzen sich dafür ein, die Hertabrücke vom motorisierten Individualverkehr zu befreien, Linien- und Notverkehr ausgenommen. Als hochbelasteter Knotenpunkt zwischen den beiden Kiezen stellt diese Maßnahme ein enormes Potential dar, den Durchgangsverkehr erheblich zu reduzieren und die Übersichtlichkeit und Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrende massiv zu erhöhen.
Darüber hinaus fordern beide Kiezblock-Initiativen eine zeitnahe (Teil-)Umsetzung der Y-Trasse, ein bereits geplanter und beschlossener Radschnellweg von Adlershof bis zum Südstern. Der Verlauf der Trasse geht quer durch beide Kieze und dabei ebenfalls über die Hertabrücke.
Mit viel Engagement haben die Initiative Kranold-Kiezblock knapp 1.700 und die Initiative Körner-Kiezblock rund 1.500 Unterschriften in den vergangenen Monaten gesammelt, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Am 28. Juni 2023 wurden diese Unterschriften an die Bezirksverordnetenversammlung übergeben. Nun hoffen die Initiativen auf eine zügige Prüfung und einen zeitnahen Beschluss der Kiezblocks durch die Bezirksverordnetenversammlung, um den Weg für lebenswerte und klimagerechtere Wohnkieze in Neukölln freizumachen.