Berlin, Kaskelkiez, 12. März 2025: Der Antrag der Lichtenberger CDU, den Modalfilter im Kaskelkiez aufzuheben und damit den Autodurchgangsverkehr wieder zuzulassen, wurde in der heutigen 39. Sitzung des Verkehrsausschusses abgelehnt. Als Folge wird die Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung den CDU-Antrag voraussichtlich auch ablehnen. Hier gibt es durch SPD, Linke, Grüne und die Tierschutzpartei eine Mehrheit für den Erhalt des Modalfilters. „Wir begrüßen diese Entscheidung ausdrücklich. Denn sie ist ein wichtiger Schritt hin zu einer lebenswerten, sicheren und verkehrsberuhigten Nachbarschaft, den sich auch die über 3.000 Unterstützer*innen unserer Online-Petition aus und um den Kaskelkiez wünschen“, freut sich Eckhard Gauterin, Mitgründer der Bürger*innen-Initiative Kaskelkiezblock. Dies verdeutlicht auch die inzwischen weit über den Berliner-Kaskelkiez hinausgehende Aufmerksamkeit, mit der dieser Vorstoß verfolgt wurde.

Die jüngste Debatte um den Modalfilter wurde in immer schärfer konstruierten Gegensätzen geführt: die Alteingesessenen gegen die Zugezogenen, das Gewerbe gegen die Anwohner*innen. Es entstand zunehmend der Eindruck, dass der Kiez in klar abgegrenzte Lager zerfällt. Wer sich jedoch außerhalb von Social Media mit den Menschen im Kiez unterhält, bemerkt schnell: So einfach ist es nicht – die Meinungen und Perspektiven sind vielfältig. „Ich bin Gewerbetreibende und seit 1995 im Kiez und befürworte den Poller uneingeschränkt. Dieses ewige Ausspielen der vermeintlichen Lager – Alteingesesse und Hinzugezoge, Gewerbe und Anwohnende – ist echt anstrengend“, sagt die Buchhändlerin Anette Jünger.
„Uns ist wichtig, dass wir alle darauf achten, nicht in ein Denken zu verfallen, das nur noch zwischen ‚uns‘ und ‚den anderen‘ unterscheidet. Sonst besteht die Gefahr, dass sich der Konflikt verselbstständigt und es irgendwann weniger um die Sache geht, als nur noch darum, wer auf welcher Seite steht”, ergänzt Jennifer Hansen von der Initiative.
„Statt uns an Einzelmaßnahmen wie dem Modalfilter aufzureiben, sollten wir die zentrale Frage in den Fokus rücken: Wie können wir Mobilität so gestalten, dass Modalfilter zur Umlenkung des Durchgangsverkehrs gar nicht erst nötig sind?“, führt Maik Zöllner für die Initiative aus. Ein leistungsfähiger, zuverlässiger und gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr, fließender Autoverkehr auf den Hauptstraßen sowie sichere Wege für alle Verkehrsteilnehmenden sind dabei essenzielle Bausteine. „Wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, dann braucht es keine Poller, um Durchgangsverkehr aus Wohngebieten fernzuhalten“, ist sich Maik Zöllner sicher.
Zwischenergebnis der Online-Petition “Weiterentwicklung statt Abbau des ersten Berliner Kiezblocks“
Unter den bisherigen 3.067 Petitions-Unterstützer*innen sind (Stand: Mittwoch, 12. März 2025 um 8:18 Uhr):
- 1.026 aus dem Kaskelkiez-Postleitzahlenbezirk (33 Prozent der Unterstützer*innen)
- 658 aus den direkt angrenzenden Kiezen (21 Prozent, auch aus dem Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg)
- 1.589 aus dem Bezirk Lichtenberg (52 Prozent)
- 2.599 aus Berlin (85 Prozent)
- 468 aus anderen Bundesländern (15 Prozent).
Je nach Gruppierung überschneiden sich die oben aufgeführten Teilmengen.